Von Ulrich Coenen
Bühlertal. Vize-Bürgermeister Stefan Ursprung schüttet den Inhalt der großen grauen Wahlurne mit Schwung in eine zweite Wahlurne. In beiden befindet sich eine nicht genau bekannte Zahl mit weißen Zetteln. Auf diese haben die Bürger im Haus des Gastes in Bühlertal Fragen an die drei Kandidaten geschrieben, die sich um den Chefsessel im Rathaus der Talgemeinde bewerben. Gerade haben Urs Kramer, Hubertus du Bois und Frank Tschany dem Publikum ihre politischen Ziele in Kurzvorträgen vorgestellt. Dann gibt es eine Pause. In der können die Bühlert.ler auf weiße Zettel, die auf jedem Stuhl liegen, Fragen an die Kandidaten richten. Während sich überall im Saal kleine Gruppen bilden, um sich über die Reden der Bewerber auszutauschen, sammeln Helfer eifrig die Zettel mit den Fragen ein.
Dann wird es spannend. Nachdem der Theatergong zweimal ertönt ist, suchen die Bühlert.ler wieder ihre Sitze auf. „Es ist ein neues Format“, erklärt Hauptamtsleiter Markus Brügel dem Publikum. Bislang war es in Bühlertal und den Nachbarkommunen üblich, dass den Bewerbern unmittelbar nach dem Vortrag aus den Zuhörerreihen Fragen gestellt werden konnten. Das ist im Haus des Gastes dieses Mal völlig anders. Spontaneität ist gefragt. Kramer, du Bois und Taschny stehen an jeweils einem weißen Tisch auf der Bühne, vor ihnen steht die Urne mit den Fragen. Kramer darf die erste Frage ziehen. Ursprung liest sie vor. Es geht um die Auswirkung der Digitalisierung, auch auf Senioren. Kramer sieht durchaus Vorteile in der Digitalisierung. Man müsse nicht mehr für jede Dienstleistung ins Rathaus. Das spare Zeit. Auch in der digitalen Vernetzungvon Behörden sieht er Vorteile. „Für Junge ist das alles kein Problem“, sagt Kramer. „Für Senioren ist es schwieriger. Wir müssen sie dabei unterstützen und mitnehmen.“ Hubertus du Bois zieht die nächste Frage.
In der geht es um die Infrastruktur für Radfahrer in Bühlertal. Im Zentrum der Gemeinde sieht du Bois Chancen für eine gute Infrastruktur. „Wir müssen aber ehrlich sein“, meint er. „Bei uns im Tal ist das schwierig. Wir können nicht jede Straße ewig verbreitern. Um so weiter man rausgeht, um so schwieriger wird es.“Tschany soll sich mit der „Ankurbelung“ der Wirtschaft beschäftigen. Er will mehr auswärtige Gäste anlocken und schlägt dafür Veranstaltungen und Tage der offenen Tür vor. Die Gäste würden Geld in der Gemeinde lassen. Schon beginnt die zweite Fragerunde. Kramer erwischt eine Frage zum Umweltschutz. Natürlich müsse man über Nachhaltigkeit nachdenken, sagt er. Er nennt Energie, Mobilität und Bauen. „Wir wissen nicht, wie lange unsere Ressourcen genutzt werden können“, sagt der Kandidat. „Deshalb müssen wir lernen, nachhaltig zu denken.“ Kramer empfiehlt, weniger Flächen zu versiegeln und Gebäude zu begrünen. Ein Bühlert.ler fühlt sich durch das Landschaftsschutzgebiet massiv eingeschränkt. Die entsprechende Frage richtet sich nach dem Zufallsprinzip an du Bois. „Das ist von Rastatt vorgeben, aber nicht in Stein gemeißelt“, antworte der.
Mit den richtigen Anträgen sei das veränderbar. Tschany erhält eine Frage zur Bezahlbarkeit des Energiemanagements. „Windräder sind eine tolle Sache, aber ich bin nicht dafür“, meint er. „Wir müssen schauen, wo wir sparen können.“ Schon geht es in die dritte und letzte Fragerunde. Kramer erwischt erneut eine Frage zur Umwelt. Das Thema habe er bereits behandelt, stellt er fest und zieht eine weitere Karte. In der geht es um den Straßenausbau in den Außenbereichen der Talgemeinde. „Wir müssen uns den Zustand der Straßen anschauen“, sagt der Bewerber. Man müsse aber auch prüfen, wie stark diese frequentiert würden. Dann müsse man sich fragen, ob eine Sanierung lohne. Bei zentralen Straßen wie der Hauptstraße und der Hindenburgstraße sieht Kramer einen Sanierungsstau. Die Sanierung müsse aber auch haushaltstechnisch möglich sein. Du Bois beschäftigt sich in seiner letzten Frage mit dem Seniorenzentrum. Man müsse die kompletten Kosten auflisten und überlegen, wo man sparen könne, erklärt der Bewerber. Diese Sparmaßnahmendürften aber nicht die rund 40 Senioren treffen, die dort leben. „Wir müssen prüfen, was bereits angedacht ist und was umsetzbar ist“, konstatierte er. Tschany soll in seiner letzten Frage Anreize für Unternehmen nennen, nach Bühlertal zu kommen. „Da muss ich passen“, räumt der Bewerber ein.